Funding phase

LAUTARIUM

Entwicklung und Evaluation eines computerbasierten phonologischen Trainingsprogramms bei Grundschulkindern mit Lese-Rechtschreibstörung

Bei der Lese-Rechtschreibstörung (LRS) handelt es sich um eine umschriebene Entwicklungsstörung schulischer Fertigkeiten, die durch massive und persistierende Schwierigkeiten im Erwerb des Lesens und Schreibens gekennzeichnet ist. Diese Schwierigkeiten sind nicht durch mangelnde Intelligenz, fehlende Motivation oder unzureichende schulische Unterweisung erklärbar. Störungen in der phonologischen Informationsverarbeitung (z.B. im Bereich der Phonemwahrnehmung und der phonologischen Bewusstheit) werden heute als eine zugrundeliegende Ursache der Lese-Rechtschreibstörung betrachtet. Trainingsstudien haben gezeigt, dass derartige phonologische Leistungen trainierbar sind und dass bei bestimmten Aufgaben ein Transfer des phonologischen Trainings auf die Lese-Rechtschreibleistungen erreicht werden kann. Im deutschen Sprachraum gibt es mittlerweile verschiedene evaluierte Präventionsprogramme, mit denen phonologische Leistungen bei Kindern mit einem Risiko für Lese-Rechtschreibschwierigkeiten erfolgreich trainiert werden können. Es sind dagegen deutlich weniger evaluierte Programme für Grundschüler mit LRS vorhanden. Weiterhin fehlen Programme, die so selbsterklärend sind, dass sie auch von Laien erfolgreich durchgeführt werden können (z.B. im Elternhaus). Deshalb soll in unserem Forschungsprojekt ein computerbasiertes phonologisches Trainingsprogramm für Grundschüler mit Lese-Rechtschreibstörung entwickelt werden. Die Umsetzung als Computerspiel erlaubt die automatisierte Vorgabe von Instruktionen und Erfolgskriterien, und adaptive Lernalgorithmen sorgen dafür, dass der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben an die Leistungen der Nutzer angepasst werden kann. Dies soll auch Nicht-Fachleuten die Nutzung des Programms ermöglichen.

Detaillierte Informationen über Teilstudie 1

Detaillierte Informationen über Teilstudie 2

Detaillierte Informationen über Teilstudie 3

Ziel des Projektes

Das Ziel des Projekts besteht in der Entwicklung eines evidenzbasierten Lernsoftwareprogramms für Kinder mit Lese-Rechtschreibstörung (LRS), welches ein intensives, massiertes Training der Phonemwahrnehmung und der phonologischen Bewusstheit mit der Anwendung dieser Fertigkeiten auf die Schriftsprache verbindet. Aufgrund der besonderen Bedeutung der Vokallängenwahrnehmung für den Orthographieerwerb im Deutschen wurde in der ersten Projektphase eine experimentelle Studie zur Vokallängenwahrnehmung bei von LRS betroffenen Kindern durchgeführt, deren Ergebnisse in die Gestaltung des Trainingsprogramms einflossen. Die integrierte Verarbeitung phonologischer und orthographischer Einheiten wurde im Trainingsprogramm durch das Agieren mit unterschiedlichen „Bausteinen“ realisiert, welche jeweils Phoneme oder Grapheme repräsentieren. Durch adaptive Lernalgorithmen wird ein effizienter, an das individuelle Lerntempo und Leistungsniveau des Kindes angepasster Trainingsverlauf gewährleistet. Das resultierende Lernprogramm wurde in einer Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten hinsichtlich der Wirkungen auf phonologische Fertigkeiten sowie auf die Lese- und Rechtschreibleistungen legasthener Kinder evaluiert. Die Endfassung des Programms soll so gestaltet werden, dass das trainierende Kind die Übungen quasi selbstständig bearbeiten und die Betreuung auch durch im Bereich der Legasthenietherapie weniger qualifizierte Personen geleistet werden kann.

Bisherige Ergebnisse

In der ersten Förderphase des Projekts wurden drei Teilstudien bearbeitet. In Teilstudie 1 (Steinbrink et al., submitted) wurde geprüft, ob Kinder mit Lese- Rechtschreibstörung spezifische Probleme bei der Verarbeitung zeitlicher oder spektraler Aspekte der Phonemwahrnehmung zeigen. Die Ergebnisse des Experiments flossen in die Gestaltung der Phonemwahrnehmungsübungen im Trainingsprogramm ein. In Teilstudie 2 (Klatte et al., 2013) wurde die erste Programmversion konstruiert und empirisch geprüft. Es konnte bestätigt werden, dass die implementierten Aufgaben die phonologischen Defizite von Kindern mit Lese- Rechtschreibstörung wie intendiert abbilden. Leseschwache Grundschulkinder zeigten in allen Übungen schlechtere Leistungen als Kontrollkinder. Im nächsten Schritt (Teilstudie 3, Klatte et al., 2014) wurden die Effekte des Trainings mit dem Programm auf die phonologischen und Lese- Rechtschreibleistungen bei Drittklässlern mit Lese- Rechtschreibstörung anhand eines Kontrollgruppendesigns mit drei Messzeitpunkten (Prätest – Posttest - Follow-up) analysiert. In Untertests aus allen Bereichen ließen sich signifikante und anhaltende Leistungsunterschiede zugunsten der Trainingsgruppe nachweisen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass alle teilnehmenden Kinder eine intensive schulische Förderung in speziellen LRS-Förderklassen erhielten. Der Nachweis von hierüber hinausreichenden Trainingseffekten kann als überzeugender Beleg für die Wirksamkeit des neuen Programms gewertet werden. Die Studie erbrachte jedoch auch Hinweise auf notwendige Modifikationen, die in der nächsten Projektphase umgesetzt werden sollen. Weiterhin soll eine modifizierte Version des Programms für jüngere Kinder, die Probleme in der frühen Phase des Schriftspracherwerbs zeigen, entwickelt und evaluiert werden.

Kontakt

  • Prof. Dr. Maria Klatte (Projektleitung, Fachgebiet Kognitive und…)
  • Prof. Dr. Thomas Lachmann (Fachgebiet Kognitive und…)
  • Prof. Dr. Claudia Steinbrink (Entwicklungspsychologie Fachgebiet…)
  • Dr. Kirstin Bergström (Fachgebiet Kognitive und…)
  • Homepage des Projektes

    http://www.sowi.uni-kl.de/psychologie-ii/research/lautarium/

    LAUTARIUM

    Entwicklung und Evaluation eines computerbasierten phonologischen Trainingsprogramms bei Grundschulkindern mit Lese-Rechtschreibstörung

    In der ersten Förderphase wurde ein computerbasiertes phonologisches Trainingsprogramm für Grundschulkinder mit Lese-Rechtschreibstörung (LRS) konstruiert und evaluiert. Das Programm („Lautarium“) umfasst aufeinander aufbauende Übungen zur Phonemwahrnehmung, phonologischen Bewusstheit und Graphem-Phonem-Zuordnung sowie Übungen zum Lesen und Schreiben lautgetreuer Wörter. Die Evaluationsstudie belegte signifikante Effekte des Trainings mit Lautarium auf die phonologischen und schriftsprachlichen Leistungen bei Drittklässlern mit LRS. Die zweite Förderphase umfasst zwei Arbeitsbereiche, nämlich (1) die Optimierung des Programms auf der Basis der Ergebnisse der in der ersten Projektphase durchgeführten Evaluationsstudie und anschließende Erstellung einer markt- und verbreitungsfähigen Programmfassung, sowie (2) die Konstruktion und Evaluation einer modifizierten Programmversion, welche zur Förderung von Kindern der Klassenstufen 1 und 2 ein¬gesetzt werden kann, die erhebliche Probleme beim Lese- und/oder Rechtschreiberwerb zeigen. Durch die frühzeitige Förderung soll der Entwicklung persistierender Lese-/Rechtschreibschwierig¬keiten in dieser Gruppe entgegengewirkt werden.

    Ziel des Projektes

    Das anwendungsbezogene Ziel des Projekts besteht in der Bereitstellung eines wirksamkeitsgeprüften und praktikablen Verfahrens zur Förderung von Kindern mit LRS sowie zur Prävention von LRS bei Erst- und Zweitklässlern mit erhöhtem Risiko. Das Programm Lautarium kann im Rahmen der außerschulischen und schulischen Förderung eingesetzt werden. Die Anwendung von Lautarium im Unterricht begünstigt die Beschulung von Kindern mit LRS in Regelklassen und unterstützt somit die Bemühungen um eine Inklusion von Kindern mit Lernschwierigkeiten. Die bisherigen Studien bestätigen die Praktikabilität des Programms für den schulischen Einsatz und die hohe Akzeptanz bei Lehrkräften, Eltern und Kindern. Da Instruktionen, Feedback, Aufgabenwahl etc. vom Programm selbst geleistet werden, können die Kinder das Programm quasi selbständig durcharbeiten. Es ist daher auch für den Einsatz im Elternhaus geeignet. Die Förderung wird hierdurch unabhängig von der Verfügbarkeit einer Lehrkraft. Dies begünstigt eine weite Verbreitung des Programms - auch in Familien, die eine außerschulische Förderung durch eine Lehrkraft nicht anstreben oder nicht finanzieren können.

    Die wissenschaftlichen Ziele des Projekts liegen in der Erweiterung unseres Wissens über die Bedeutung phonologischer Verarbeitungsfunktionen (Phonemwahrnehmung und phonologische Bewusstheit) für den Schriftspracherwerb im Deutschen sowie über die Trainierbarkeit dieser Funktionen im Grundschulalter und den Transfer eines phonologischen Trainings auf die schriftsprachlichen Leistungen.

    Forschungsdesign & Untersuchungsmethoden

    Arbeitsbereich (1) umfasst u.a. die Optimierung der adaptiven Lernalgorithmen, die Konstruktion und Implementation interaktiver Instruktionen, die Erweiterung der Spiele zum Lesen und Schreiben lautgetreuer Wörter sowie die Überprüfung der phonetischen Transkription der implementierten Realwörter. Arbeitsbereich (2) umfasst die Anpassung des Programms an jüngere Kinder mit Problemen beim Einstieg in den Schriftspracherwerb sowie die Durchführung einer Studie zur Wirksamkeit des Trainings in dieser Gruppe. Als Anhaltspunkte für die Programmanpassung an jüngere Kinder können die in einer Vorstudie erhobenen Trainingsdaten von 41 Erstklässlern herangezogen werden. Die Evaluationsstudie mit dem adaptierten Programm wird mit Kindern durchgeführt, die am Anfang der zweiten Klassenstufe stehen und erhebliche Probleme mit dem Schriftspracherwerb zeigen. Die Studie wird als Warte-Kontrollgruppendesign mit 4 Messzeitpunkten realisiert (Prätest vor Trainingsbeginn Anfang Klasse 2; Posttest 1, 2 und 3 unmittelbar bzw. 6 und 12 Monate nach Trainingsende). Hierdurch können die kurz- und langfristigen Effekte des Trainings mit Lautarium auf die phonologischen und schriftsprachlichen Leistungen der Kinder analysiert werden.

    Kontakt

  • Prof. Dr. Maria Klatte (Projektleitung, Fachgebiet Kognitive und…)
  • Prof. Dr. Thomas Lachmann (Fachgebiet Kognitive und…)
  • Prof. Dr. Claudia Steinbrink (Entwicklungspsychologie Fachgebiet…)
  • Homepage des Projektes

    http://www.sowi.uni-kl.de/psychologie-ii/research/lautarium/